Website Relaunches mit Murphys Gesetz

Murphys Gesetzt bei Website Relanches

Vorwort

Wenn Murphy in der heutigen Zeit leben würde, dann hätte sicherlich das Internet Pate für „Murphy’s Law“ gestanden, besonders im Fall von Website Relaunches. Wir erinnern uns: Murphy meinte nämlich, dass „wenn es mehrere Möglichkeiten gibt, eine Aufgabe zu erledigen, und eine davon in einer Katastrophe endet oder sonstwie unerwünschte Konsequenzen nach sich zieht, dann wird es jemand genau so machen.“ Er bezog sich dabei als Flugzeugingenieur auf die Fehlleistungen einer oder mehrerer Ingenieurs- und Mechaniker-Kollegen.

Daraus wurde später das berühmte: „Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.“ Doch in diesem „How to do (not) Website Relaunches“ besinnen wir uns auf die Urversion, denn sie trifft den eigentlichen Kern. Schließlich sind Website Relaunches komplex. Deshalb sollten hier im Idealfall auch immer verschiedene Fachleute in ihrem Spezialgebiet Hand in Hand mit den anderen Experten eng zusammen arbeiten, die angrenzenden Fachgebiete immer im Hinterkopf. Am besten nach sehr konkreten Vorgaben und Plänen. Wie gesagt: im Idealfall. Aber in der Realität haben wir ja Murphy …

Der hier beschriebene Fall ist übrigens keine Ausnahme. Mit ein paar abweichenden Variablen beobachten wir immer wieder ähnliche Vorkommnisse bei Website Relaunches, vielleicht mit weniger schwerer Tragweite. Aber es gibt keinen Grund für Häme. Wir wollen den Kunden auch nicht bloßstellen, sondern anhand dieses bewußt negativ dargestellten Beispiels anderen CMS-Anwendern und Website-Betreibern die Chance geben, aus gemachten Erfahrungen zu lernen und die Fehler nicht zu wiederholen.

Der Fall des Unternehmens „XYZ“

Vor ungefähr fünf Jahren wurde die Stelle des Leiters für Kommunikation neu besetzt. Dieser brachte eine beachtliche Erfahrung in der modernen Pressearbeit mit, daher engagierte man ihn auch für den Aufbau der Online-Kommunikation. Seine wichtigste Aufgabe bei Amtsantritt lautete: den Online-Auftritt modernisieren und somit den Relaunch der Website herbeiführen. Hier fehlte es ihm zwar ein wenig an Praxiswissen, doch er vertraute darauf, dass die Beauftragung einer Design-Agentur für den Website-Entwurf und einer Softwarefirma für die Umsetzung das fehlendes Wissen in Sachen Internet und Website-Betrieb kompensieren würde. Im Sinne „kenne Deine Grenzen“ ein guter, vernünftiger Ansatz. Alle machten sich an die Arbeit, im festen Glauben, dass jeder genau wüsste, was zu tun wäre und alles gut würde.

Wäre da nicht Murphys Ur-Gesetz, dann wäre sicherlich auch alles gut gegangen. Wir zeigen hier jeweils den Weg, der eingeschlagen wurde und zur Katastrophe führte, obwohl es eine bessere Option gegeben hätte. Sie werden von selbst darauf kommen, wie sie ausgesehen hätte. Falls nicht, gibt es zum Schluss eine Positiv-Liste.

Murphy 1: Auf Vorbereitung, Planung, Absprachen und Kontrollen verzichten

Niemand störte sich daran, dass kein schriftlich vereinbartes Leistungsverzeichnis oder Pflichtenheft für die neue WebSite mit den gewünschten und notwendigen Funktionen vorlag. Den Beteiligten genügte der Fertigstellungstermin für den Relaunch, und dieser war allen bewusst. Nachdem die Agentur den Design-Entwurf ablieferte, der Softwarefirma Umsetzungsempfehlungen gab und sich dann aus dem Umsetzungsprozess heraus zog, hatten die Software-Entwickler anschließend freie Hand. Sie entschieden – ohne irgendeine Rücksprache – wie das Projekt zu realisieren sei. Eine fachliche Kontrolle durch den Auftraggeber fand daher auch nicht statt, Hauptsache der Relaunch-Termin blieb unangetastet.

Murphy 2: Handwerkliche Fehler in der CMS-Eigenentwicklung festigen.

Als der Termin für den Neustart näher rückte, bekamen wir, die BB-ONE.net, den ersten Kontakt zur Softwarefirma hergestellt. Alles, was wir wussten, war, dass es sich beim Content Management System der neuen Website um einen Eigenbau des Softwareanbieters handelte. Das ist erst einmal nicht grundsätzlich verkehrt, vorausgesetzt die selbst entwickelte Software hält die besonderen Anforderungen an ein professionelles CMS ein. Manches kam uns zwar „ungewöhnlich“ vor, aber wir hatten keinen Auftrag zur Beratung oder zum Eingreifen, was uns allerdings nicht davon abhielt, mal einen genaueren Blick auf die Software zu werfen.

Wir wiesen den Kunden vorsorglich auf die auffälligsten Schwachstellen hin. Zum Beispiel fehlten bei der CMS-Eigenkonstruktion Möglichkeiten, SEO-relevante Daten zu erfassen oder zu ändern. Das wäre notwendig, um das vorhandene, sehr gute Google-Ranking der alten Website auf die neue zu transferieren. Zusätzlich würden die seit über einem Jahrzehnt bei den Suchmaschinen bekannten Links ins Leere laufen, und die neu gestaltete Website würde wie ein Frischling ewig warten müssen, bis die Suchmaschinen überhaupt wieder Notiz von ihr nähmen. Doch eine entsprechende Software-Anpassung blieb aus.

Murphy 3: Technische Standard des Internets ignorieren.

Im Internet gibt es aus sehr guten Gründen Standards. Das gilt besonders für CMS-gestützte Websites, egal mit welcher Software gearbeitet wird. In jedem Fall braucht man ein Datenbanksystem. Der neue Server sollte in unserem Fall nach den Vorgaben der Softwarefirma „irgendeinen Webserver, vielleicht Apache, eine Datenbank, vielleicht MySQL und ein aktuelles PHP“ bereit halten. Aber es gab keine Angaben, welche Betriebsumgebung oder Software Versionen das CMS für den optimalen Betrieb tatsächlich brauchte. Es machte kaum den Eindruck, dass hier mit grossem Engagement und Fachwissen in Sachen Internetanwendungen gearbeitet würde. Vielleicht sah man CMS ja auch nur als irgendeine Softwareanwendung an, die ein wenig HTML, PHP und vielleicht noch etwas Java auskommen sollte – mehr braucht man ja wohl nicht, oder? Mit dieser (Fehl)Einschätzung befanden und befinden sich die Beteiligten übrigens in bester Gesellschaft.

Murphy 4: Software- und Funktionstests einfach weglassen.

Wenn die Lage für den Kunden nicht so bitter ernst und dieser nicht so verzweifelt gewesen wäre, dann wäre ab hier der Zeitpunkt, an eine tragische Komödie zu glauben. Denn obwohl wir mehrfach und eindringlich auf die bevorstehenden Probleme aufmerksam machten, sowohl beim Kunden als auch beim Softwarehersteller, sollten wir den Schwenk von der alten auf die neue Website durchführen. Schließlich stand der Relaunch-Termin vor der Tür. Und nun offenbarte sich die Katastrophe im vollen Ausmaß.

Es stellte sich nämlich heraus, dass man wegen des Zeitdrucks vor dem Website-Relaunch auf Funktionstest verzichtet oder nicht tiefgehend genug durchgeführt hatte. Zwar sahen die neuen Seiten sehr ansprechend aus, aber vieles funktionierte einfach nicht so, wie es sollte. Man versuchte, live nachzubessern, was die Sache allerdings leider nur verschlimmbesserte. In Murphys Welt wäre man in einem Flugzeug gestartet, bei welchem man Motoren und bewegliche Teile nur lose zusammengefügt hätte und würde nun versuchen, im vollen Flug das Zusammenschrauben nachzuholen.

Murphy 5: In hektischen Aktionismus verfallen.

Bitte verstehen Sie das nicht falsch: Software ist dazu bestimmt, fehlerhaft zu arbeiten. Sie ist eine Steilvorlage für Murphys Gesetz(e). Das weiss jeder Softwareentwickler. Daher ist es eigentlich kaum zu fassen, dass man nicht im Vorfeld ausreichend tief getestet hatte. Bei Website-Relaunches überprüft man zum Beispiel, ob alle Verlinkungen zu den gewünschten Ergebnissen führen. Man überprüft, welche Links in den Suchmaschinen mit welchen URLs hinterlegt sind und sorgt dafür, dass diese fürs Online-Marketing wichtigsten Instrumente weiterhin funktionieren.