Das Jahr 2020 nähert sich dem Ende, daher ist nicht mehr viel Neues zu erwarten. Deshalb wir ziehen schon mal Bilanz, getreu dem Motto „The same Procedure as last year“. Was kam, was ging, was blieb? Und was wird sein? Aber anders als sonst, geht es dieses Mal weniger um unsere ureigenen Themen, sondern etwas mehr um unsere bzw. meine „persönliche“ Sichtweise auf das in 2020 Geschehene.
Neue Begriffe zum Jahresstart 2020
Es war nicht anders zu erwarten, dass wir alle wieder einmal böse überrascht wurden. Diesmal nicht von Sicherheitslücken in CPU-Kernen oder sicherheitsrelevanten Softwares mit verschwörerischen Bezeichnungen mit viralem Verbreitungspotenzial. Dieses Mal waren es Städtenamen wie Wuhan, Tierbezeichnungen wie Pangoline, Klassifizierungen wie FFP2, virologische Mathebegriffe wie R-Faktor und Inzidenz („exponentiell“ kannten viele, aber begriffen haben’s nur wenige). Das war die neue Welt der Pandemie, die uns herausforderte. Eine Konfrontation mit einem unsichtbaren, aber sehr realen Gegner, der uns die wahre Bedeutung von „viral“ lehrt und den wir erst jetzt richtig kennenlernen.
Wahrheit kommt von „wahr“
Dass Menschen sich an viele Dinge gewöhnen und sie deshalb nicht mehr als wertvoll oder gefährlich oder auch nur als wichtig wahrnehmen, wußte man seit langem. Deshalb ist es schwierig, Menschen zum Verlassen der gewohnten Trampelpfade zu bringen, wenn die akute Gefahr nicht „begreifbar“ ist oder ein Bedrohungsszenario permanent vor sich hinschwelt. So akzeptierten die meisten, dass z. B. die Umarmung von guten Freunden für eine Weile nicht angesagt ist. Die meisten folgten bereitwillig dem Expertenrat, weil es richtig und vor allem vernünftig war. Aber die erhoffte Belohnung, dass sich der Virus dann erschüttert zurückzieht, blieb aus. Da musste „Ratio“ weichen und für „Emotio“ Platz machen. Man dachte nicht mehr nach oder um, sondern quer.
Dabei sind die Erkenntnisse über erfolgreiche Pandemie-Bekämpfung schon sehr alt: Hygiene und Isolierung. Auch die Mund-Nase-Bedeckung zum Schutz vor unerwünschten Eindringlingen ist uralt. Und die Asiaten haben uns vorgelebt, dass man einen Mund-Nase-Schutz trägt, wenn man SELBST erkältet ist, um andere vor einer Ansteckung zu schützen. Das Ursache-Wirkungsprinzip hat sich bewahrheitet. Gleiches gilt für Zusammenhänge wie „Die Physik lässt sich nicht überlisten“, „1 plus 1 ist zwei“ oder eben: Eine Geschichte wird durch ständige laute Wiederholung nicht wahrer. Für mich immer noch unbegreiflich war und ist es, daß diese fundamentalen Erkenntnisse sowohl von Menschen mit geringer formaler Bildung als auch von solchen mit akademischen Abschlüssen angezweifelt werden. Verzweifelt sein kann man darüber, wie schwierig es offenbar ist, einem Gegenüber die Richtigkeit dieser Zusammenhänge mit Argumenten zu vermitteln. Menschlich halt?
Druck macht klug?
Ist das alles also nun im Bereich IT einfacher, weil ja digital (man erinnere: Nullen und Einsen)? Ein Beispiel: die BB-ONE.net betreibt seit mehr als drei Jahren die deutsche Datencloud DropIn, seit einiger Zeit eine MeetingRoom-Plattform und steht seit nunmehr fast 25 Jahren für digitale Souveränität (auch, wenn letzteres ein aktuelles BuzzWord ist).
Unbestritten geht es dem Unternehmen gut, aber es war immer sehr schwer zu vermitteln, warum Wiederverkäufer/Reseller zwar 99,9 % des Anbietermarktes darstellen, aber eben auch vergleichbar (dabei undurchsichtig), träge (weil die Konzernmutter entweder eine andere Sprache spricht oder nur in Quartalen denkt) oder einfach nicht an langfristigen Geschäftsverhältnissen interessiert und damit als Partner für Unternehmen eher ungeeignet sind.
In 2020 wurde es wenigstens für uns plötzlich wesentlich einfacher, diese Zusammenhänge glaubhaft zu transportieren. Die MeetingRoom-Plattform bspw. kann und will nicht mit Zoom & Co. konkurrieren. Aber: die Server stehen in Berlin, das Logging ist auf das technisch nötigste beschränkt und zusätzliche, proprietäre, abgeschlossene Software wird dazu auch nicht benötigt. So kann ein Steuerberater oder Rechtsanwalt bedenkenlos eine Mandantenberatung in SEINEM eigenen digitalen Besprechungsraum durchführen und bleibt dennoch DSGVO-konform. Und plötzlich haben die selben Argumente eine andere Bedeutung.
Gleiches gilt auch für andere Themen und Angebote. Die „Awarenes“ für bestimmte Themen ist in 2020 gestiegen. Das hatte eindeutig mit HomeOffice (bei uns eher mobiles Arbeiten genannt) und den zugehörigen Anforderungen zu tun.
Gier statt Perspektive
Einerseits war und ist das erfreulich, andererseits erleben wir immer noch, daß Systembetreuer oder andere Wiederverkäufer, aber leider auch Unternehmer mehr an ihren kurzfristigen Profit denken, als an eine nachhaltige, flexiblere und zukunftsorientierte Weiterentwicklung. Die Verkaufszahlen von Knebellösungen wie Office365 sind durch die Decke gegangen. Die Konsequenzen werden sich in einigen Monaten, vielleicht auch erst in wenigen Jahren auswirken. Der Anbieter hat die Kunden „im Sack“, er kann die Bedingungen zukünftig diktieren.