Ein Jahr Pandemie mit „Casual Behaviour“ …

Noch seltsamer muten umgeleitete Anrufe an, mit denen man eigentlich einen Geschäftskontakt erreichen will. Diese landeten nämlich auf einer Mailbox, die sich nicht identifiziert. Nein, da hat wohl jemand vergessen, dass man im Geschäftsleben gerne weiss, wen man da gerade nicht erreichen kann. Stattdessen erhält man die sehr vertrauenserweckende Nachricht: „Hier ist Vodafonemailbox der 016………. Der Teilnehmer ist nicht erreichbar. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht.“ Ganz ehrlich,  hinterlassen Sie hier reinen Gewissens wichtige, aber vielleicht auch nicht für jedermann bestimmte, also vertrauliche Informationen?

Handy-Trollerei – der letzte Stich gegen professionelles Geschäftsgebaren

Umgekehrt kommen kaum verständliche Anrufe von irgendeiner Handynummer herein. Die Telefonkultur hat in den letzten Jahren ohnehin schon stark gelitten. Mit dem vollständigen Namen und Firma, klar und verständlich ausgesprochen, stellen sich nur noch Anrufer der alten Schule vor. Die meisten sind inzwischen nur noch daran gewöhnt, dass ein Komforttelefon oder CRM die angezeigte Telefonnummer in den Namen des Anrufers umwandelt. Blöd ist nur, dass im privaten, jetzt beruflich genutzten Handy die meisten Geschäftskontakte nicht gespeichert sind…

Manche denken wohl, dass man besonders „teambewusst“ kommuniziert oder einfach nur „wichtiger ‚rüberkommt“, wenn man das Handy so hält, dass alle anderen im Raum gut mithören können. Aber das eingebaute Micro befindet sich dann möglichst weit weg vom eigenen Sprechwerkzeug. Beim Einsatz eines Headset hat dieses dank Bluetooth-High-Tech nach vier Minuten keine Versorgungsspannung mehr. Oder die USB-konnektierte Ohrstöpsel-Micro-Kombination schlabbert so durch die Gegend, dass das Micro so gut wie gar nicht vorhanden ist. Professionelles Telefonieren und eine respektvolle Kommunikation im Geschäftsleben sieht anders aus.

Warum dieses Gejammere?

Ich glaube, dass wir uns keinen Gefallen tun, unser professionelles Geschäftsgebaren plötzlich zu vergessen, abzuschalten oder sonstwie nicht zu benutzen. Es ist KEINE Begründung für schlechtes Benehmen, Unhöflichkeit, Zumutungen für unsere Gesprächspartner, wenn wir stets auf „Corona“, „Home-Office“, „diese merkwürdigen Zeiten“ etc. verweisen. Schlimmer noch: Man kann sich schnell an die neue Unprofessionalität gewöhnen. Dass dabei nicht nur der Anspruch an die eigene Arbeitsqualität verloren geht, sondern vielmehr der Eindruck, den wir bei anderen hinterlassen, dauerhaft geschädigt wird, das kann nicht in unserem Interesse sein.

Später nichts bereuen müssen.

In diesem Sinne bitte ich Sie: Lassen Sie uns die aktuellen Anforderungen hoch erhobenen Hauptes bestehen. Nur dann wird uns später die Erinnerung nicht allzu unangenehm sein. Der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagte dazu kluger Weise: „Wir werden in ein paar Monaten einander wahrscheinlich viel verzeihen müssen.“

Dazu sollte dann nicht auch noch der Niedergang unserer Professionalität gehören.