Infernum Data Centrum

Am 10. März 2021 erreichen uns verstörende Bilder und Nachrichten über einen Rechenzentrumsbrand bei Straßburg. Ein Rechenzentrum des französischen Hosters OVH brennt komplett ab. Das Feuer greift auf nebenstehende Rechenzentren über. 3,6 Mio Websites und Shops sind tagelang nicht erreichbar. Viele Daten und Inhalte sind für immer unwiederbringlich verloren. Dabei glaubten die Kunden, dass gerade in diesem sogenannten „Cloudspeicher“ ihre Datenschätze sicher aufbewahrt wären. Jetzt sitzt der Schock über die Verluste von digitalen Dokumenten, Informationen und Erinnerungen tief. Und schon spricht man über den Vertrauensverlust gegenüber der „Technologie“. Dabei ist es nicht die Technologie ansich, der man grundsätzlich immer gleich misstrauen sollte…

Nach über 30 Jahren DataCenter Betrieb – nix dazu gelernt?

Zugegeben, Technik kann fehlerhaft sein, verschleißen, kaputt gehen. Kurzum: Technik kann versagen. Aber im Großen und Ganzen verlassen wir uns sehr gerne und zurecht auf ihr reibungsloses Funktionieren im Alltag. Das gilt auch und besonders für den Betrieb von Rechenzentren. Lassen wir mal diverse Modeerscheinungen und Hypes des Internets weg, funktioniert diese Technologie trotz permanenter Anwürfe seit rund 30 Jahren im Massenbetrieb sehr zuverlässig und sicher. Vielleicht zu gut, so dass sich bei einigen Betreibern und Serviceanbietern sowie vielen Kunden und Anwendern eine gewisse naive Fahrlässigkeit breit gemacht hat?

Gewerbe-Container sind keine DataCenter!

Quelle: www.chron.com, Jean-Francois Badias/AP

Nach unserer ebenfalls fast 30-jährigen Erfahrung entstehen viele Probleme mit der Technologie durch Menschen, die unvernünftig entscheiden und handeln. Unter anderem, weil sie nichts dazu lernen wollen oder können. Manchmal scheint es eben einfacher zu sein, die Konsequenzen aus Erfahrungen der Vergangenheit zu ignorieren. Zum Beispiel wenn man der Devise folgt: Es geht auch billiger. Stimmt manchmal, aber beim Rechenzentrumsbetrieb leider nicht, wie viele nun schmerzvoll erfahren mussten.

Die Fotos und Videos des Rechenzentrumsbrandes vom 13.03.2021 waren sehr beeindruckend – und aufschlussreich. Da wir uns geschäftsbedingt mit dem Thema Rechenzentrum seit 25 Jahren befassen, stellten sich uns diverse Fragen, zwei davon „brennend“:

  • Wie kann es zu einem Brand in einem Rechenzentrum kommen, ohne dass dieser automatisiert sofort bekämpft wird?
  • Warum kann sich ein Brand derart ausdehnen, so dass er mehrere Stunden lang dauert?

Zur Beanwortung bedarf es einiger Hintergrundinformationen bezüglich der Standard Branderkennung in Rechenzentren.

Brandvermeidung

Betrachten wir die Konstruktion des abgebrannten „Rechenzentrums“. Oder genauer gesagt die  nebeneinander und übereinander betriebenen Räume, die hier als Rechenzentrum bezeichnet werden. Dabei fällt auf, dass es sich hier um eine Containerbauweise handelt. Die Wände bestehen aus Metall, die Etagentrennungen ebenfalls. Metall leitet Hitze wesentlich stärker als Beton, wie er normalerweise im Rechenzentrumbau verwendet wird. Daher konnte der Brand schnell auf die benachbarten Räume übergreifen. Die üblicherweise eingerichteten Brandschutzwände, die ein Übergreifen eines Brandes auf weitere Räume verhindern sollen, gab es nicht.

Aus diesem Rechenzentrumsbrand können wir wieder neu lernen: Richtige Rechenzentren bestehen überwiegend aus Beton. Sie werden aus schwer entflammbaren und hitzebeständigen Materialien gebaut. Und sie sind in kleinere, strikt voneinander getrennte Brandabschnitte unterteilt.

Brandfrüh(est)erkennung

In jedem professionell betriebenen Rechenzentrum, zumindest oberhalb eines bestimmten Sicherheitsniveaus, gibt es eine Brandfrühesterkennungsanlage. Bei dieser Brandfrühesterkennung wird Raumluft aus dem Rechenzentrum/Serverraum angesaugt und kontinuierlich auf Rauchpartikel überprüft. Das Überschreiten eines Grenzwertes löst einen Alarm aus. Anschliessend wird der Prozess zur Bekämpfung des gerade entstehenden Brandes ausgelöst. Das ist ein kostspieliges, aber sinnvolles Verfahren.