Infernum Data Centrum

Da es bei der Brandkatastrophe in Strassburg zu stundenlang sichtbaren Flammen kam, würde man hier als außenbstehender Fachmann entweder einen Fehler in Brandfrühesterkennungsanlage vermuten. Oder auf ein komplettes Versagben der automatisierten Brandbekämpfung schließen. Beides katastrophal. Aber die letzte Antwort ist noch schlimmer: Es ist gar keine Brandfrühesterkennungsanlage installiert gewesen.

Brandbekämpfung

Heutige Brandbekämpfungsanlagen arbeiten mit dem Entzug von Sauerstoffes aus der Luft. In dem Rechenzentrum, in welchem die Server der BB-ONE.net stehen, wird das in der betroffenen Brandschutzzone anwesende Personal durch einen entsprechend extrem unangenehmen Alarm zum sofortigen Verlassen des Gebäudes motiviert. Dazu hat man 30 Sekunden Zeit. Denn danach entzieht bzw. verdrängt das Löschmittel „Inergen“ den Sauerstoff binnen weniger Sekunden komplett. Man muss zwar zur Sicherheit des Personals regelmäßige Brandschutzübungen durchführen, damit jede/r ohne Zögern den schnellsten Fluchtweg nimmt. Doch dadurch wird im Gegenzug jeder Brand sehr schnell und effektiv bekämpft.

Im abgebrannten Rechenzentrum waren weder Sprinkleranlagen der alten Schule installiert noch moderne Hochdruckzersteuber-Systeme, geschweige denn „Inert“ oder „Inergen“ Gas.

Veranwortung und Verantwortlichkeit

Was da in Straßburg passiert ist, ist furchtbar. Glücklicher Weise sind – soweit wir wissen – bei dem Rechenzentrumsbrand keine Menschen zu Schaden gekommen. Aber es wurden persönliche Lebenserinnerungen und unternehmerische Existenzen vernichtet. Da tröstet es wenig, dass vermutlich auch viele Hacker ihre Datenbasis in der Cloud verloren haben. Denn schnell ertönt der Ruf nach dem Verantwortlichen. Natürlich ist es vom Betreiber fahrlässig, eine solch große „Serverfarm“ in derartigen Räumlichkeiten zu betreiben. Denn bei der Einhaltung von Mindeststandards wäre der Rechenzentrumsbrand vermeidbar gewesen. Da hilft es auch nicht, die Zuständigkeit für Datensicherung und Backupservices in den Verantwortungsbereich der Kunden zu schieben.

Aus dem Super-GAU „Rechenzentrumsbrand“ (wieder neu) lernen

Dennoch hat OVH in gewisser Weise Recht. Denn Backup-Dienste hätten die Kunden extra beauftragen und bezahlen müssen. Das haben sie natürlich nicht, weil sie Geld sparen wollten. Aber allzu gerne trübt die Marketingmaschinen eines Billiganbieters den Kundenblick durch die vollmundige „in der Cloud sind Ihre Daten immer sicher“ Versprechung. Der Kunde übersieht das Wesentliche, nämlich: Ein „für immer sicher“ gibt es nicht. Und ein „nahezu für immer sicher“ kostet nicht gerade wenig Geld. Und da sind wir tatsächlich bei der Verantwortlichkeit des Kunden.

So lange „Es geht auch billiger“ und „Geiz ist geil“ in Bezug auf das Internet immer noch in den Köpfen feststeckt, wird es Billiganbieter geben, denen Mindeststandards in Rechenzentren egal sind. Doch wenn das Data Center Inferno in Straßburg eine extreme Ausnahme bleiben soll, dann müssen Kunden umdenken. Wer seine Datenschätze der „Cloud“ anvertraut, sollte etwas mehr Geld in die Hand nehmen und vor allem kritisch überprüfen, ob der Betreiber oder Anbieter in Sachen „Rechenzentrum“ nicht eine brandgefährliche Luftnummer ist.

Weitere Tipps und Informationen

Wir haben zum Thema noch ein paar interessante Beiträge aus dem Internet zusammengetragen: