Die meisten Ausschreibungen starten als Blindflug
Schlauer Weise suchen inzwischen viele Shop- und Website-Betreibende den passenden Hosting-Anbieter über Ausschreibungen oder ausformulierte Angebotsaufforderungen. Doch leider genau so oft vergessen die meisten, die notwendigen technischen (!) Mindestanforderungen zu benennen. Das geschieht entweder aus Unkenntnis oder aus Nachlässigkeit. Aber wenn es um Anwendungen wie zum Beispiel ein Content Management oder Shop System geht, dann muss das Server-Hosting einer ganzen Menge von Herausforderungen standhalten. Fehlen diese notwendigen Angaben in der Ausschreibung, dann ergeben sich sowohl für den Ausschreibenden als auch für den Dienstleister später ernste Probleme.
Das übliche Spielchen bei Ausschreibungen
Wenn Sie nicht sagen, was (auch für später) gewollt ist, ist der Anbieter gezwungen, ein „Mond-Angebot“, also eine Schätzung zu abzugeben. Der Fachanbieter liest zwischen den Zeilen und baut deshalb Sicherheitsreserven in seine Angebotskalkulation ein. Dadurch liegt er zwar inhaltlich auf der sicheren Seite, aber die Wahrscheinlichkeit, dass die vermeintlich billigere Konkurrenz den Auftrag erhält, wächst. Um das zu vermieden, kommt man Ihnen mit dem Preis entgegen, aber damit sinkt dann auch das Leistungspektrum entsprechend. Denn selbst wenn es nicht ausdrücklich in der Ausschreibung steht, ist der Faktor „Preis“ oft der wesentliche bzw. einziges Ausschlag gebende. Natürlich werden Sie später Diskussionen über die Leistungsqualität anzetteln, aber zunächst ist der Auftrag gesichert. Das Fatale daran ist, dass Sie unterm Strich dann später zweifach draufzahlen. Zum einen, weil notwendige nachgeorderte Leistungen selbstverständlich extra kosten. Zum anderen kommen Sie aus dem vereinbarten Vertrag so schnell nicht mehr heraus.
Muss das sein?
Nein, natürlich nicht. Für beide Seiten wäre es besser, wenn Sie dem Anbieter von Anfang an ein seriöses Angebot ermöglichen. Also reicht es nicht, nur das gewünschte Betriebssystem, Web- und Mailserver Software anzugeben und vielleicht noch etwas zum Backup-Verfahren in den Ausschreibungen zu erwähnen. Sondern Sie müssen ihm auch die Leistungskriterien nennen oder die Möglichkeit geben, diese selbst zu ermitteln. Wie das geht und dass das gar nicht so schwierig ist, zeigen wir Ihnen im Beitrag „Die Ausschreibung mit den richtigen Messdaten gut vorbereiten“. In diesem Artikel möchten wir Ihnen die wichtigsten Leistungmerkmale auflisten, die in eine anständige Ausschreibung oder Angebotsanfrage fürs Server Hosting gehören.
Die wichtigsten Leistungskriterien in Ausschreibungen
1. Shared oder dedicatet Server System?
Diese technisch unverzichtbare Frage muss man in der Ausschreibung unbedingt vorab klären. Denn wenn es sich um einen dedizierten oder korrekt konfigurierten VPS-Server handeln soll, dann müssen alle vereinbarten Ressourcen ausschliesslich und einzig dieser einen Anwendung bzw. Ihnen als Kunden zur Verfügung stehen. Handelt es sich aber um ein Webpaket oder ähnlich genanntes Konstrukt wie Container oder Docker-Hosting, dann gibt es keine echte Abgrenzung. Das heißt, viele Kunden bzw. deren Anwendungen teilen sich die Ressourcen. Das macht das Server-Hosting zwar deutlich billiger, aber es hat Konsequenzen für die Verlässlichkeit und Sicherheit. Also stellt sich hier die zentrale Frage:
- Wie wichtig ist Ihnen (und Ihren Website-Nutzern) der verlässliche Betrieb?
Wieviele Zugriffe erwarten Sie?
Ein wichtiges Kriterium ist, wieviele User zeitgleich oder binnen einer Stunde oder eines Tages auf die Website zugreifen. Dies schlägt sich sowohl im Verbrauch von CPU-Leistung als auch des Arbeitsspeichers nieder. Mehr Zugriffe bedeuten auch stets mehr Einträge in verschiedenen Logfiles. Wenn Sie einen stabilen Betrieb auch bei viel „Traffic“ auf den Webseiten erwarten, dann müssen wir der Frage nachgehen:
Wie viel Speicherplatz braucht die Anwendung?
Es muss genügend Platz für die Anwendungs-Software (CMS, ShopSystem) vorhanden sein. Aber auch zusätzliche Softwares wie Java, die Datenbank, Medien (Graphiken, Videos), Logfiles, lokale Datensicherungen und das eigentliche Betriebssystem brauchen natürlich ausreichend Speicherplatz. Die Spannweite geht von 100 GB (Gigabytes) – weniger ist praxisfern – bis zu mehreren 100 GB. Zusätzlich gibt es deutliche Unterschiede in der Leistungsfähigkeit des Serversystems, die davon abhängt, ob normale Festplatten oder SSD eingesetzt werden. Oder ob diese in einem Hardware- oder einem Software-Raid eingebettet sind oder der Anbieter gar kein RAID verwendet. In jedem Fall wirkt sich das auf die Performance aus. Aber es macht auch einen deutlichen preislichen Unterschied. Daher muss aus der Ausschreibung klar hervorgehen:
- Wie viel Speicherplatz wird real benötigt?
- Wie wichtig ist die maximale Performance?
Nur dann kann der Anbieter auch ein maßgeschneidertes Hosting-Paket schnüren.
Wie viel „Power“ brauchen CPU und RAM?
Um die Anwendungen in ihren jeweiligen Konfigurationen flüssig laufen zu lassen, wird entsprechender Prozessorleistung und Arbeitsspeicher benötigt. Wie viel, das hängt zunächst von der funktionellen Konfiguration ab. Es macht einen riesigen Unterschied, ob das verwendete CMS eine integrierte Suchmaschine (z.B. SOLR) einsetzt, denn diese „frisst“ viel Speicher. Wenn das CMS oder Shopsystem Java benötigt, dann steigen die Ansprüche sowohl an die CPU-Leistung als auch an den Arbeitsspeicher deutlich.